Historische Räume - GIS-Einsatz - Geschichte - Karlsruhe
Historische Räume |
GIS-Einsatz für historische Analysen |
Projekt |
Durlach 1960 |
[4] Sozialtopographie I
Die Visualisierung der räumlichen Verteilung einzelner
Berufe in den Karten des vorausgehenden Kapitels lässt kein
deutliches räumliches Muster erkennen. Somit sind eindeutige Aussagen
zur Sozialtopographie nicht möglich.
Kategorisierung
Um dieses Ziel zu erreichen, ist sowohl bezüglich des Raumbezugs
als auch bezüglich der aus den Berufsangaben abzuleitenden
sozialen Daten eine Kategorisierung notwendig :
- Einheit für den Raumbezug :
benachbarte Häuser werden zu Straßenabschnitten
zusammengefasst
- Die Berufe der Bewohner werden gegliedert
- I : nach Berufsbereichen (Branchen)
- II : sozialen Schichten
Auf diese Weise werden die Fallzahlen deutlich vergrößert,
so dass die statistischen Aussagen aussagekräftig werden.
Gliederung der Berufe nach Berufsbereichen
- [1] Beschäftige im öffentlichen Bereich
Militär/Polizei, Stadt, Staat, Schule, Justiz, Bahn, Post, Kirche, Gesundheit
- [2] Berufstätige in Handel und Dienstleistungen
Banken/Versicherungen/Immobilien, Handel mit Waren,
Gastronomie, Transportwesen,
Beratungsberufe
- [3] Berufstätige in Handwerk und Industrie
- [4] Berufstätige in der Landwirtschaft
Bauern, Landwirte, Gärtner, im Forst
- [5] Berufsangaben ohne Bereichszuordnungsmöglichkeit
Direktor, Leiter, Aufseher, Diener
- [6] Personen ohne Angabe zur Berufstätigkeit
Rentner, Invalide
Schema nach "Sozialräumliches Informationssystem Kassel"
( CASSEL )
Statistik
Grundlage : alle Personen (Haushalte), die in den Häusern wohnen.
Angabe der Anzahl Personen zu den Berufsbereichen sowie der Anteil in Prozent an der Gesamtzahl
(D) Angabe für Durlach ohne Aue: 1914 + 1925 + 1939 + 1952 + 1960
(A) Angabe für Aue: 1925 + 1939 + 1952 + 1960
(DA) Angabe für Durlach mit Aue: 1925 + 1939 + 1952 + 1960
In den gelben Spalten wird jeweils die Veränderung 1914 -> 1925 -> 1939 -> 1952 -> 1960 für die Bereiche DA, D und A vermerkt :
+ Zunahme, - Abnahme, 0 gleichbleibend
| Berufsbereich |
DA 1960 | % |
DA 1952 | % |
DA 1939 | % |
DA 1925 | % |
DA |
D 1960 | % |
D 1952 | % |
D 1939 | % |
D 1925 | % |
D 1914 | % |
D |
A 1960 | % |
A 1952 | % |
A 1939 | % |
A 1925 | % |
A |
1 | öff. Bereich | 1381 | 13.4 | 1396 | 14.7 | 930 | 14.2 | 706 | 13.8 | 0 | 1274 | 14.0 | 1294 | 15.4 | 874 | 15.6 | 642 | 14.8 | 395 | 11.2 | 0 | 107 | 8.5 | 102 | 9.1 | 56 | 6.0 | 64 | 8.1 | 0 |
2 | Handel & Dienstleistung | 2049 | 19.9 | 1700 | 17.9 | 1102 | 18.8 | 681 | 13.3 | + | 1848 | 20.4 | 1561 | 18.5 | 1013 | 18.1 | 635 | 14.7 | 439 | 12.4 | + | 201 | 16.1 | 139 | 12.3 | 89 | 9.5 | 46 | 5.8 | + |
3 | Handwerk & Industrie | 3557 | 34.5 | 3027 | 31.8 | 3543 | 54.1 | 2965 | 58.0 | - | 3007 | 33.2 | 2580 | 30.8 | 2922 | 52.2 | 2442 | 56.5 | 1997 | 56.6 | - | 550 | 43.9 | 447 | 39.7 | 621 | 66.1 | 523 | 66.3 | - |
4 | Landwirtschaft | 223 | 2.2 | 314 | 3.3 | 307 | 4.7 | 300 | 5.9 | - | 150 | 1.7 | 208 | 2.5 | 198 | 3.5 | 197 | 4.6 | 187 | 5.3 | - | 73 | 5.8 | 106 | 9.4 | 103 | 11.6 | 103 | 13.1 | - |
5 | ohne Zuordnungsm. | 70 | 0.7 | 152 | 1.6 | 173 | 2.6 | 348 | 6.8 | - | 63 | 0.7 | 133 | 1.6 | 148 | 2.6 | 314 | 7.3 | 305 | 8.6 | - | 7 | 0.6 | 19 | 1.7 | 25 | 2.7 | 34 | 4.3 | - |
6 | ohne Berufsangabe | 3040 | 29.5 | 2921 | 30.7 | 488 | 7.5 | 113 | 2.2 | + | 2726 | 30.1 | 2608 | 31.1 | 448 | 8.0 | 94 | 2.2 | 206 | 5.8 | + | 314 | 25.1 | 313 | 27.8 | 40 | 4.3 | 19 | 2.4 | + |
| Summe | 10320 | 100 | 9510 | 100 | 6543 | 100 | 5113 | 100 | DA | 9068 | 100 | 8384 | 100 | 5603 | 100 | 4324 | 100 | 3529 | 100 | D | 1252 | 100 | 1126 | 100 | 940 | 100 | 789 | 100 | A |
Aus der Tabelle können folgende Vergleiche abgeleitet werden :
- Veränderung zwischen 1914, 1925, 1939 , 1952 und 1960
die gelben Spalten für die Bereiche DA, D, A
die Tendenzen stimmen für DA, D und A überein:
- höchster Anteil für Handwerk und Industrie
- gefolgt von Handel & Dienstleistung sowie dem öffentlichen Bereich
- öffentlichen Bereich bleibt konstant
- Handel & Dienstleistung nehmen stetig zu
- 1952+1960 hoher Anteil für ohne Berufsangabe;
Grund : hoher Anteil der Haushalte ohne Berufsangabe
hoch auch der Anteil Rentner/Rentnerin
- Vergleich der beiden Untersuchungsräume Durlach ohne Aue (D)
und Aue (A)
[1] Öffentlicher Bereich : in D deutlich höherer Anteil als in A
[2] Handel und Dienstleistungen : in D deutlich höherer Anteil als in A
[3] Handwerk und Industrie : in A noch höherer Anteil als in D
[4] Landwirtschaft : in D deutlich niedrigerer Anteil als in A
Indikatoren
Es wird die identische Methode wie in den Projekten zu den Adressbüchern von
1914, 1925, 1939 und 1952 genutzt
In den Karten wird die Situation zur Sozialtopographie mit folgenden Indikatoren visualisiert:
- Maximalwert :
zu welcher Berufsbereich wohnen in der betreffenden Raumbezugseinheit (Straßenabschnitt)
die meisten Personen ?
kartographische Darstellung : unterschiedliche Farben für unterschiedliche Bereiche
- relative Darstellung der Anteile der Berufsbereiche in den Straßenabschnitte bezogen
auf den Anteil für Durlach als Ganzes als Konzentrationsmaß KM.
KM = L / G
mit L = lokaler Anteil im Straßenabschnitt = Anzahl pro Berufsbereich / Anzahl insgesamt
und G = Anzahl pro Bereich für Durlach / Anzahl Personen für Durlach
KM = 1 : der Anteil im Straßenabschnitt entspricht dem Anteil für Durlach als Ganzes
KM > 1 : der Anteil ist größer als der Mittelwert - Überrepräsentanz
KM < 1 : der Anteil ist kleiner als der Mittelwert - Unterrepräsentanz
Beispiel :
Mittelwert zu [1] Beschäftigte im öffentlichen Bereich für Durlach als Ganzes = 13.8 %
Anteil in einem bestimmten Straßenabschnitt = 27.6 %
==> KM = 2.0 - starke Überrepräsentanz
Einsatz der Temperatur-Farbskala:
dunkelblau (sehr niedrig) - hellblau (niedrig) - hellrot (hoch) - dunkelrot (sehr hoch)
mit der Klasseneinteilung für das Konzentrationsmaß
unter 0.67 | 0.67 - 1.00 | 1.00 - 1.50 | mehr als 1.50
(Die Klassengrenzen sind relativ zum Wert 1.0 zu wählen : 2/3 -> Kehrwert = 3/2)
Karten
maximaler Anteil
In den Karten 421 wird für die Straßenabschnitte der maximal vertretene Berufsbereich
angegeben (Vergleich mit den Zuständen für 1939 und 1952).
maximaler Anteil :
rot = Öffentlicher Bereich | gelb = Handel + Dienstleistungen | braun = Handwerk + Industrie |
grün = Landwirtschaft | blau = ohne Berufsangabe
Karte 421
Der Berufsbereich Handwerk und Industrie (braun) durchgehend in den meisten Bereichen der Stadt als maximaler Anteil vertreten.
In wenigen Vierteln treten andere Bereiche maximal auf :
Öffentlicher Bereich (rot) : östlich der Badener- und Grötzinger-Straße unterhalb des Turmbergs
Handel und Dienstleistungen (gelb) : an einigen Stellen an der Pfinztalstraße sowie
im nordöstlichen Viertel unterhalb des Turmbergs
Landwirtschaft (grün): in der unteren Hub und im südlichen Viertel von Aue
Große Bereiche sind wegen fehlender Berufsangaben im Adressbuch (blau) nicht in die
Systematik der Berufsbereiche einzuordnen.
Konzentrationsmaße
relativer Anteil :
tiefblau = ohne Daten
dunkelblau = sehr niedrig | hellblau = niedrig | rosa = hoch | dunkelrot = sehr hoch
Ergebnisse
- für 1960
- Eine Segregation, d.h. benachbarte Straßenabschnitte besitzen dieselbe Ausprägung
(Klasse bezüglich des Konzentrationsmaßes
entsprechend dem Farbcluster dunkelblau | hellblau | hellrot | dunkelrot)
ist erkennbar. Sie ist besonders deutlich für den Öffentlichen Bereich.
- hohe Anteile (rot)
[1] öffentlicher Bereich:
östlich der Badener- und Grötzinger-Straße, Dornwaldsiedlung,
Bereich um die Funkerkaserne
[2] Handel und Dienstleistungen:
in der Pfinztalstraße und am Turmberg
[3] Handwerk und Industrie:
Killisfeld, Aue
[4] Landwirtschaft:
in Aue (ohne Brühlstraße), Basler-Tor-Straße, Badener Straße
- Vergleich 1960 mit 1952
ähnliche Verteilungsmuster
teilweise deutliche Abweichungen, insbesondere bei den neu 1960 besiedelten Bereichen
(Brühlstraße, Geigersbergstraße)
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letzte Bearbeitung am 09.02.2018 | Klaus Horn