Historische Räume | GIS-Einsatz für historische Analysen |
Bericht | Durlach im 18./19./20. Jahrhundert |
Eine Stadt bildet einen Funktionsraum .Die verschiedenen Nutzungen in einer Stadt verteilen sich nicht gleichmäßig über das Stadtgebiet. Es gibt zum Beispiel reine Wohn- und reine Gewerbegebiete. Die Arbeitsplätze konzentrieren sich in bestimmten Teilen der Stadt, je nach Art der Arbeit zudem in verschiedenen Gebieten: Büros sind eher in zentralen Lagen zu finden, Fabriken eher am Rande der Stadt. Man bezeichnet es als funktionale Segregation , wenn verschiedene Funktionen sich an verschiedenen Orten konzentrieren. Dies ist einerseits das Ergebnis von Entscheidungen der privaten Unternehmen, die sich an Verkehrsbeziehungen, an den Bodenpreisen, aber auch an der symbolischen Bedeutung von Standorten orientieren, andererseits das Ergebnis der Stadtplanung, die durch den Flächennutzungsplan anstrebt, einander störende Funktionen räumlich getrennt zu halten.
Eine Stadt bildet einen Sozialraum . Ihre sozialräumliche Struktur ist das Ergebnis komplexer Prozesse, in deren Verlauf die unterschiedlichen sozialen Gruppen und Milieus ihren Ort in der Stadt finden bzw. zugewisen bekommen. Dabei spielen Marktprozesse ebenso eine Rolle wie Machtstrukturen, individuelle oder Gruppenpräferenzen ebenso wie historische Entwicklungen.
Die verschiedenen Schichten und Gruppen der Stadtbevölkerung sind nicht gleichmäßig über die Wohngebiete der Stadt verstreut. Man bezeichnet diese struktur als residentielle oder soziale Segregation . Es gibt wohlhabende und arme Wohngebiete, Arbeiterviertel und solche, in denen sich die Zuwanderer konzentrieren.
zitiert aus H. Häussermann, W. Siebel : Stadtsoziologie, Frankfurt 2004, Seite 139
Segregation
Die Struktur oder das Muster, in dem verschiedene soziale Gruppen verschiedene Teilgebiete einer Stadt
vorrangig bewohnen.
Je stärker die Streuung der Wohnstandorte von Angehörigen einer Gruppe
von der statistischen Zufallsverteilung dieser Gruppe abweicht, desto höher ist das Maß der Segregation.
Statistisch kann das Ausmaß der Segregation mittels eines Segregationsindex gemessen werden,
der die Abweichung von der Gleichverteilung der Bevölkerung über das Stadtgebiet quantifiziert.
Arten der Segregation :
Soziale Schichtung
Die Schichtungstheorie bietet eine Methode an, mit der sich
innere Strukturen einer Gesellschaft aufzeigen lassen. Eine Grundannahme des
schichtungstheoretischen Ansatzes ist die Prämisse, dass soziale Strukturen stets
"Ungleichstrukturen" sind, weshalb sich die Analyse nicht auf die Gliederung eines
Gesellschaftssystems, etwa nach Berufen, beschränkt. Das Interesse zielt
vielmehr - wie der aus der Geologie übernommene Begriff "Schichtung" bereits
nahelegt - auf das Erkennen des "Darüber" und des "Darunter", als Ergebnis steht
immer ein wertzuweisender, positionierender Akt. Die Aufgabe einer Schichtungsanalyse
ist folglich, den hierarchischen Aufbau einer Gesellschaft zu beschreiben und dabei soziale
Gegensätze offenzulegen, die mit Max Weber auch als Herrschaftsverhältnisse begriffen
werden können.
Ein zweites, daran anschließendes Erkenntnisinteresse liegt in der Beobachtung
des Schichtungsaufbaus im zeitlichen Verlauf. Veränderungen im Schichtungsaufbau
können auf sozialen Wandel verweisen. Andererseits läßt sich über die Analyse
der Wahrnehmungsprozesse auf die Reproduktionschancen eines Schicht zurückschließen
und damit über die Schicht selbst etwas aussagen. Schließlich wird man imstande sein,
die Prozesse des sozialen Wandels systemtheoretisch zu formulieren.
Die Aufstellung eines Schichtungsaufbaus sollte allerdings nur ein erkenntnisleitendes Modell, nie jedoch erschöpfendes Ziel der Schichtungsanylse sein. Der Aufbau selbst bleibt immer abhängig von der gewählten Fragestellung und den entsprechend gewählten sozialen Merkmalen, nach welchen die Schichtung vorgenommen wurde. Damit kann der Schichtungsaufbau nicht viel mehr beanspruchen als ein Ausschnitt der historischen Wirklichkeit zu sein.
zitiert aus Chr. Müller, Seite 91
Sozialtopographie
Die Sozialtopographie untersucht die Verteilung der Bevölkerung im städtischen Raum nach sozialen Lagemerkmalen, insbesondere Vermögen, Berufen, Ämtern und Geschlecht.
ausführlich beschrieben in
Denecke Soziale Strukturen im Städtischen Raum
als Grundlage für die nachfolgend vorgelegten Analysen für Durlach.