Sozialgeschichte

Gemeinnützige Baugenossenschaft eGmbH

Grötzingen

25 Jahre 1948 - 1973

Grußwort

Die Gemeinnützige Baugenossenschaft Grötzingen kann in diesen Tagen auf ihr 25jähriges Bestehen zurückblicken. Zu diesem Jubiläum übermittle ich, auch im Namen des Gemeinderates, die herzlichsten Glückwünsche.

25 Jahre im Leben einer Genossenschaft sind an und für sich eine kurze Zeit; wenn man aber die Jahre seit der Gründung betrachtet, so kommt man zu dem Ergebnis, daß die Existenz der Gemeinnützigen Baugenossenschaft sich für die Gemeinde Grötzingen segensreich ausgewirkt hat.

Um die Funktion und Aufgabenstellung der Genossenschaft richtig zu erfassen, muß man auf die allgemeine wirtschaftliche Lage in der Zeit kurz nach der Währungsreform 1948 und insbesondere auf die damalige Wohnungssituation in Grötzingen zurückblicken. Mit der Bevölkerungszunahme in der stark kriegsbeschädigten Gemeinde hatte die Bautätigkeit nicht Schritt gehalten. Dies war begründet in der Knappheit von erschlossenem Baugelände, in der allgemeinen Scheu der Grundeigentümer vor dem Bauen in der unsicheren Zeit seit Kriegsende und nicht zuletzt in den schwierigen Finanzierungsmöglichkeiten. In Grötzingen herrschte damals permanente Wohnungsnot. Und um sie zu beheben wurden alle Bevölkerungsschichten in der Gemeinde zur Gründung der Baugenossenschaft mobil gemacht. Am 2. Oktober 1948 schlossen sich in der Gründungsversammlung Mieter und Hausbesitzer, Wohnungssuchende und Wohnungshabende mit dem Ziel zusammen, Grötzingen vor dem drohenden Wohnungselend zu bewahren.

Beherzte Männer in der Vorstandschaft und im Aufsichtsrat übernahmen die Verantwortung und alsbald nach der Gründung, wie auch in späteren Jahren, stellte die Gemeinde geeigneten Baugrund zur Verfügung, so daß die ersten Mietwohnungen bereits im Jahre 1949 bezogen werden konnten. Auch in den folgenden Jahren war man stets aktiv und mit Erfolg bemüht, auf genossenschaftlicher Basis den sozialen Wohnungsbau zu fördern. Durch die Gemeinnützige Baugenossenschaft ist die einst große Wohnungs-Sorge in Grötzingen der Gemeindeverwaltung wesentlich abgenommen worden. Heute kann die Genossenschaft über rund 150 Mietwohnungen verfügen und unter ihrer Betreuung sind daneben über 100 Wohnungen auf Privatgrundstücken entstanden.

Mein Dank für die Leistungen in den verflossenen 25 Jahren gilt allen Verantwortlichen in der Leitung der Genossenschaft, ferner allen, die in uneigennütziger Weise die Belange unterstützt haben und schließlich den Genossenschaftern, die mit ihren Geschäftsanteilen den Grundstock und somit die sichere Basis für die bisherigen Bauvorhaben der Baugenossenschaft gegeben haben.

Schweizer, Bürgermeister

Grußwort

Der Verband badischer Wohnungsunternehmen e. V. übermittelt der Genossenschaft die besten Glückwünsche anläßlich des 25jährigen Bestehens.

Im Jahre 1948 ergriff die Gemeindeverwaltung Grötzingen die Initiative zur Gründung einer gemeinnützigen Baugenossenschaft, um dadurch die damalige dort herrschende Wohnungsnot besser überwinden zu können. Trotz dieser Notlage war es ein großes Wagnis, in einer Gemeinde von nicht ganz 5000 Einwohnern eine solche Genossenschaft zu gründen. Der Erfolg gab den Gründern recht. Dies war aber nur möglich durch die enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Dank des uneigennützigen, ehrenamtlichen Einsatzes der Mitglieder der Verwaltungsorgane konnten die anfänglichen Schwierigkeiten überwunden werden, so daß jetzt der Gemeinde eine wirtschaftlich gesunde Baugenossenschaft zur Verfügung steht.

Allen an dieser günstigen Entwicklung Beteiligten gebührt Dank und Anerkennung.

Karlsruhe, im August 1973

Verband badischer Wohnungsunternehmen e.V.
Organ der staatlichen Wohnungspolitik

Morath, Verbandsdirektor

Gründung

Nach dem totalen Zusammenbruch im Jahre 1945 zeigten sich die Auswirkungen des 2. Weltkrieges in ihrem ganzen Umfang. Rund 24 % der Gebäude waren in Grötzingen kriegsbeschädigt. Hinzu kam noch ein unabsehbarer Zustrom von Flüchtlingen, welche in Grötzingen ein neues Zuhause suchten. Nicht zuletzt war auch der Wohnungsbedarf der einheimischen Bevölkerung schon vor dem Kriege nicht voll erfüllt worden. Es entstand eine Wohnungsnot größten Ausmaßes.

Die Gemeindeverwaltung, die infolge Kriegszerstörungen öffentlicher Gebäulichkeiten und Einrichtungen selbst durch größere Bauvorhaben gebunden war, konnte dieser Notlage nicht mehr Herr werden.

Zu dieser Zeit fanden sich einige fortschrittliche und humanitär eingestellte Bürger zusammen, mit dem Ziel, diese Wohnungsnot zu bekämpfen und ihren Mitbürgern durch den Bau von gesunden und preiswerten Wohnungen zu helfen.

Nach erfolgtem Aufruf an die Einwohnerschaft von Grötzingen, fand am 2. Oktober 1948 im Saale des Gasthauses zum Ochsen die Gründungsversammlung der Genossenschaft statt.
Einberufer hierzu waren 21 Einwohner aus allen Ständen und Berufen, an der Spitze Bürgermeister Emil Arheit.
Während dieser Versammlung, an der etwa 250-300 Interessenten teilnahmen, wurden Sinn und Zweck der zu gründenden Baugenossenschaft geschildert. Es wurde erklärt, daß man der gegenwärtigen Wohnungsnot nur durch Gemeinschaftshilfe begegnen könne und daß eine gemeinnützige Genossenschaft, getragen auf der Basis der Selbsthilfe das wirksamste Instrument hierfür wäre. Aufgabe dieser Genossenschaft solle es sein, die Gemeinde auf dem Gebiet der Wohnungsfürsorge zu entlasten, die Wohnungsnot mit zu beheben und den sozialen Wohnungsbau zu fördern.

Nach Behandlung der formalrechtlichen Angelegenheiten beschloß die Versammlung einstimmig die Gründung der Genossenschaft.
Noch am gleichen Abend ließen sich 62 Anwesende als Mitglieder mit Geschäftsanteilen von insgesamt 12 400,- DM eintragen.
Ein Fundament war geschaffen, die Gemeinnützige Baugenossenschaft eGmbH Grötzingen war gegründet.

Entwicklung der Genossenschaft

In den folgenden Jahren entwickelte die junge Baugenossenschaft eine rege Bautätigkeit. Bereits ein Jahr nach der Gründung, am 2. Oktober 1949, konnten die ersten beiden Mehrfamilienhäuser - Ecke Goethe- und Kaiserstraße - mit zusammen 12 Wohnungen übergeben werden. Zwei Jahre später bereits war der Wohnungsbestand durch die Fertigstellung der Mietwohnhäuser Goethestraße 19, Eugen-Kleiber-Straße 1-7 sowie Kaiserstraße 4-6 auf 72 Wohneinheiten angewachsen.

Als nächstes Bauvorhaben wurde der Wohnblock Kaiserstraße 8 in Angriff genommen. Er konnte 1957 bezogen werden.
Es folgten die Wohnhäuser Köblerweg 13-19, bezugsfertig im Jahre 1960, sowie die Gebäude Rodbergweg/Köblerweg 2-4, welche 1964 übergeben wurden.
Die letzten 6 Mietwohnungen wurden im Jahre 1966 erstellt, und zwar im Wohn- und Geschäftshaus Kaiserstraße 47. Im gleichen Haus wurde ferner ein moderner Großraumladen eingerichtet.

Neben dem Bau von Mietwohnungen im sozialen Wohnungsbau betätigte sich die Genossenschaft auch in anderen Baubereichen. So wurde in den ersten fünfziger Jahren die Hofackersiedlung mit insgesamt 18 Siedlungshäusern errichtet, welche als Kaufeigenheime veräußert wurden.

Großes geleistet wurde auf dem Sektor der Baubetreuung. Erinnert sei hierbei an die Erstellung der 39 Reihenhäuser im Baugebiet Nord in den Jahren 1966-1969 mit insgesamt 71 Wohnungen. Dieses Bauvorhaben war mit einem Finanzvolumen von rund 3,5 Millionen DM das umfangreichste und auch schwierigste in der Geschichte der Baugenossenschaft.

Die inflationäre Entwicklung auf dem Bau- und Kapitalmarkt machte sich in den letzten Jahren auch bei der Gemeinnützigen Baugenossenschaft einschneidend bemerkbar. Es war ihr nicht möglich, aus eigener Kraft Sozialwohnungen zu erstellen. Vorstand und Aufsichtsrat sahen sich daher veranlaßt, den Weg der Kooperation zu beschreiten. In Arbeitsgemeinschaft mit der Baugemeinschaft Ettlingen eGmbH, einem leistungsfähigen gemeinnützigen Wohnungsunternehmen, wird zur Zeit in der Wiesenäckersiedlung ein neungeschossiges Wohnhaus mit insgesamt 36 Wohnungen, teils Miet-, teils Eigentumswohnungen errichtet. Die Mietwohnungen in dem Wohnhaus am Krappmühlenweg sind durch Zinsverbilligung und öffentliche Darlehen (sozialer Wohnungsbau) mitfinanziert und werden von der Gemeinnützigen Baugenossenschaft vergeben. Dieses Projekt ist voraussichtlich bis Januar/März 1974 fertiggestellt.

Die Gemeinnützige Baugenossenschaft Grötzingen eGmbH kann heute eine stolze Bilanz aufweisen. Als kleines Wohnungsunternehmen, von ehrenamtlich tätigen Männern geleitet, hat sie in den vergangenen 25 Jahren 265 Wohnungen erstellt. Im Eigentum der Genossenschaft befinden sich 150 Mietwohnungen.

Es ist ein Werk, das dem einen oder anderen vielleicht nicht viel sagt. Bei näherer und kritischer Betrachtung muß man jedoch feststellen, daß sich hierin eine Leistung widerspiegelt, eine Gemeinschaftsleistung, auf die alle Beteiligten stolz sein dürfen. Die GBG hat für die wohnliche Versorgung der Grötzinger Bevölkerung Hervorragendes geleistet.

Vorstand

Klaus Schwaiger Verw.-Amtmann Rodbergweg 1
Richard Mössinger Obering. i. R. Goethestraße 18
Walter Betting Ortsbaumeister Vierzehn Morgen 21

Aufsichtsrat

Herbert Schweizer Bürgermeister Durlacher Straße 41
Walter Weiß Hauptbuchhalter Waldstraße 14
Günter Amthor Stellmacher Rodbergweg 2
Heinz Rützler techn. Angestellter Goethestraße 19a
Dr. Hans Grube Dipl.-Kfm. Scheelweg
Wilhelm Schmidt Zimmerermeister Krummestraße 13
Eugen Hieber Architekt Neinstraße 2
Hermann L. Kumm Blechnermeister Weingartener Straße 29
Erich Arheidt kfm. Angestellter Goethestraße 19a

Erstellte Wohnungen

Mietwohnungsbestand

Verantwortlich für den Inhalt:
K.Schwaiger und W.Betting
Fotos : W.Jordan
Druck : Druckerei Hafner, Grötzingen


zuletzt bearbeitet von Klaus Horn am 26.04.2019