Geschichtswerkstatt

Grötzingen

Wirtschafts- und Sozialgeschichte

Arbeitskreis des Heimatfreunde Grötzingen


Projekt

Handwerk, Handel und Gewerbe in den 50er und 60er Jahren


Betriebs-Chroniken

Dr. Ing. Schmitt - Betonsteinwerk
Eisenbahnstraße ?

Einträge in den Adressbüchern:

AB 1949
Dr. Ing. Paul Schmitt, Ingenieurbüro, Werderstraße 13
AB 1954
Dr. Ing. Paul Schmitt, Ingenieurbüro, Werderstraße 13
Schmitt & Co, Betonsteinwerk, Werderstraße 13
AB 1961
Dr. Ing. Paul Schmitt, Ingenieurbüro, Herderstraße 13


Bericht Frau Charlotte Ebendt (1950)

In Grötzingen entsteht ein neues Werk
Betonsteinwerk Dr. Ing. Schmitt
Quelle : Badische Allgemeine Zeitung Karlsruhe

Noch vor kurzer Zeit war auf dem gemeindeeigenen Platz an der Eisenbahnstraße nichts zu sehen. Aber wer heute den Weg vom Bahnhof kommend an der Brettener Bahnstrecke entlang nimmt, der staunt, in welcher kurzer Zeit da wie aus dem Boden gewachsen ein neues Unternehmen entstanden ist. Und der Neugierige hat es nicht schwer zu erraten, was sich hier tut. Bausteine und Zementfalzziegel in allen Größen und Ausführungen sind aufgestapelt.

Sicher ist so manchem Grötzinger Dr. Ing. Schmitt, der Namensträger der Firma bekannt. Aber wieviele wissen etwas von dem Kompagnon des Unternehmens? Die Zahl der Bekannten dieses einfachen, schlichten Mannes ist in unserem Dorf recht gering. Täglich bringt ihn die Bahn in den frühen Morgenstunden von Sulzfeld, wo er vor Jahren ein altes Bauernhäuschen erworben hat, das er mit der Zeit in ein wahres Schmuckkästchen verwandelte. Der schön angelegte Garten erzählt von der großen Liebe zur Natur und die geschmackvollen Möbel, größtenteils selbst gefertigt, passen gut in die nett hergerichteten Räume. Und nun steht eben dieser Mann täglich an der Maschine, die durch Rütteln und Pressen der Bims-Zement-Mischung Steine aller Art hervorzaubert. Doch allein mit Hokus-Pokus geht diese Arbeit nicht. Kraft und auch Geschick sind die Eigenschaft, die erforderlich sind, um nach Beendigung des Arbeitsprozesses Steine aus den Formen zu bekommen. Wenn man den Bims, der übrigens aus Neuwied (Rhld.) in Abständen von 2-3 Tagen angerollt kommt, durch die Finger gleiten lässt, so kann man kaum fassen, dass die fertigen Steine - zumeist Hohlblöcke - eine größere Belastung aushalten. Aber Herr Nitzsche, der Mann im blauen Arbeitsanzug, dem wohl niemand den Chef ansieht, schwört auf seine Steine. Und wenn man bedenkt, dass beispielsweise ein Hohlblock 36 Pfund wiegt, während ein Vollstein gleicher Abmessung ein Gewicht von 68 Pfund hat, so kann man gut verstehen, dass das auch für die Bauherren bzw. Maurer eine große Erleichterung ist. Noch steht die Maschine, die das Herz des vorerst noch kleinen Betriebes bildet, nur behelfsmäßig überdacht. Doch sind Pläne für eine Halle, in der auch bei schlechter Witterung und vor allem auch im Winter gearbeitet werden kann, bereits eingereicht und man wartet nur noch auf die Genehmigung durch höhere Instanzen. Auf selbstgefertigten Brettchen, die beim Formen untergeschoben werden, liegen die gepressten Stücke zum Trocknen und können bereits nach wenigen Tagen vermauert werden. Etwa 28 Tage benötigt das Material bis es seine endgültige Festigkeit erreicht hat.

Die Zahl der Mitarbeiter ist noch bescheiden. Aber Herr Nitzsche ist sehr zufrieden mit seinem Stab. Unter den Arbeitern befinden sich auch Flüchtlinge, die fleißig zur Hand gehen.

Dem Unternehmen ist zu wünschen, dass die im Moment vielleicht noch auftretenden Schwierigkeiten und Sorgen bald überwunden werden und aus dem Kleinen heraus ein Betrieb entsteht, der aller Konkurrenz standhalten kann und sich zu behaupten weiß


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zuletzt bearbeitet am 31.01.2019
von Klaus Horn, EMail = k-r-horn BEI t-online.de