Hans Kirchmayer - Waschmittelfabrik
Mühlstraße 8
Einträge in den Adressbüchern zu Mühlstraße 8:
AB 1949
Hans Kirchmayer
Waschmittelfabrik
AB 1954 + 1961
Garantol GmbH
Chemische Fabriken - Eierkonservierungsmittel
Waschpulver-Herstellung im Sprühverfahren
Bei "Haki" in Grötzingen wird wieder gearbeitet
Quelle : Badische Allgemeine Zeitung Karlsruhe
Wer heute in den Abendstunden an dem großen Bau an der Pfinz in der Mühlstraße vorbeikommt, der sieht an den erleuchteten Fenstern des einen Flügels, dass sich hier etwas tut. Betritt man den Hof, so lagern da viele Fässer, von denen man zunächst nicht weiß, was sie zu bedeuten haben. Doch wer sich zu einer Besichtigung einladen lässt, erfährt bald, dass sich in den Behältern der Grundstoff für die Waschpulverherstellung befindet. Die Anlage mit allen Apparaturen entspricht den modernsten Einrichtungen aller großen Werke, die sich schon Jahrzehnte mit der Materie befassen. Es bedurfte wohl vieler Vorarbeiten und großer Vorkenntnisse, ehe das Werk mit der Produktion beginnen konnte. Dass es in der jetzigen Form wiederentstehen konnte, ist einzig und allein das Verdienst des Besitzers Hans Kirchmayer. Nur durch viele Opfer und die ungeheure Willenskraft dieses Mannes war es möglich, dass über schwere Krisen hinweg das Werk erhalten werden konnte. Es wird auch in Zukunft der ganzen Kraft des erfahrenen Fachmannes bedürfen, um den Betrieb weiterzuführen.
Der große mächtige Ofen im Erdgeschoss gibt dem Ganzen den "Lebensatem". Ein Stockwerk darüber befindet sich eine große Überwachungstafel, die, von einem Mann bedient, alle für den Betrieb notwendigen Zahlen anzeigt. Hier lässt sich Luftfeuchtigkeit, Temperatur sowie Druck der Apparatur messen und ohne weiteres durch Verstellen kleiner Hebel ablesen. Sicher ist, dass von einer genauen Überprüfung und Wartung alles abhängt. Die Anlage wird dauernd unter Ölkühlung gehalten. In großen Bottichen, die abwechslungsweise aufgefüllt werden, damit in der Produktion keine Stockung entsteht, wird die erforderliche Mischung erzeugt und gelangt durch Rohre in die nächsthöhere Etage. Dort oben in der "Endstation" beginnt der eigentliche Fabrikationspozess. Durch ein großes, nach außen gerichtetes Rohr wird die für das Sprühverfahren notwendige Luft eingesaugt. In dünnem Strahl fällt das Material in eine hohe Kammer und im Zusammenwirken von Luft mit der ungeheuer schnellen Umdrehung einer eigens dafür vorgesehenen Scheibe ist in wenigen Augenblicken aus dem flüssigen Material eine flockige Masse entstanden, die im Ergeschoss als fertiges Waschpulver in einen Bottich rieselt. Durch ein kleines Guckfenster kann man den Vorgang des Sprühverfahrens genau verfolgen und es ist, als beobachte man im Winter ein Schneetreiben. Während im Spätjahr und in den Wintermonaten der Fabrikation nichts entgegensteht, macht die große Hitze, die zur Zeit am Tag herrscht, die Herstellung der Waschmittel auf diese Weise unmöglich. So ist der Betrieb vorläufig zur Nacharbeit übergegangen, um in Kürze, unabhängig von Temperaturschwankungen, bei Tag und Nacht, im Sommer und im Winter, Waschmittel zu fertigen, weil ein Heißsprühverfahren eingeführt wird. Das fertige Material gelangt über einen Fahrstuhl zur Packerei, wo es von Frauen in Säcke und Pakete gefüllt wird und anschließend in Kisten seinen Weg über den Handel in viele Haushaltungen nimmt. Hebel laufen automatisch und es bedarf einer guten und ganauen Überwachung der Apparaturen. Doch bieten die erforderlichen Vor- und Nacharbeiten schon jetzt einer Anzahl Frauen und Männer einen Arbeitsplatz. Die noch nach außen zu vernehmenden Geräusche, welche von den Anwohnern störend empfunden werden, dürften in wenigen Tagen durch Schalldämpfer behoben sein.
So bleibt zu wünschen, dass der Betrieb mit der Zeit sich immer mehr entwickelt und sich so in Bälde für unser heute industiearmes Grötzingen einer kleiner Lichtblick zur Behebung der Arbeitslosigkeit zeigt.