Geschichtswerkstatt

Grötzingen

Wirtschafts- und Sozialgeschichte

Arbeitskreis des Heimatfreunde Grötzingen


Projekt

Handwerk, Handel und Gewerbe in den 50er und 60er Jahren


Betriebs-Chroniken

Chlorator - Wasserentkeimungsanlagen
Kaiserstraße 45

Einträge in den Adressbüchern:

AB 1949 + 1954 + 1961 :
Chlorator GmbH
Kaiserstraße 45
Wasserentkeimungsanlagen
Firmeninhaber : Dr. Rudolf Kroke


Bericht Frau Charlotte Ebendt (1950)

Berliner Betrieb in Grötzingen ansässig
Herstellung von Wasserentkeimungsanlagen - Kristallklar und sauber
Quelle : Badische Allgemeine Zeitung Karlsruhe

Das Kriegsende brachte für alle Grötzinger Betriebe einen großen Rückschlag und es bedurfte einer ungeheuren Willenskraft der einzelnen Betriebsleiter, diese Krise, die leider auch heute noch nicht überwunden ist, zu überstehen. Um wieviel schwieriger war es erst, eine neue Firma zu gründen.

So waren sicher viele Grötzinger recht skeptisch, als eines Tages im Anwesen Kaiserstraße 45 ein schlichtes Schild angebracht wurde mit der Aufschrift "Chlorator". Durch die Hofeinfassung sah man Rohre und sonstige Apparaturen; alles andere war zunächst für jeden Außenstehenden in Dunkel gehüllt. Aber je höher die Zahl der Beschäftigten wurde - heute sind es bereits über 40 - je mehr wuchs das Interesse für diesen Betrieb. Dr. Kroke kam 1946 mit einem Stamm von 3 Mann aus Berlin, um in unserer Gemeinde neu zu beginnen. Die Firma Chlorator stellt Anlagen für die Entkeimung von Trink-, Bade- und Abwasser her und hat bisher über 5000 Anlagen nach dem "indirekten Chlorgasverfahren" geliefert, das sich von allen Arten als das billigste erwiesen hat. Die Trinkwasserentkeimung hat in letzter Zeit zu vielen Übelständen geführt. Nach Feststellung der Firma Chlorator ist es jedoch möglich, eine Chlorierung des Trinkwassers so durchzuführen, dass die Bevölkerung das Wasser ohne Geschmacks- und Geruchsbelästigung benutzen kann.

Um die Algen im Betriebswasser zu beseitigen, hat die Firma ein besonderes Verfahren entwickelt. Bei der Papierherstellung spielt gerade die Vernichtung der Algen ein große Rolle. Auch hat die Firma mehrere Anlagen hergestellt, um die Abwasserschäden, die durch Cellulose-Fabriken entstehem, unwirksam zu machen. Bei der Badewasserbehandlung wurden für die Algenbeseitigung Spezialverfahren benutzt zur Herstellung eines kristallklaren Wassers, das nicht nur klar und durchsichtig bis zur tiefsten Stelle des Beckens ist, sondern auch durchsichtig durch die Gesamtbreite des Beckens. Hierzu werden zusätzliche Mittel bei der Filtration benutzt. Von der Firma wurde das Wasser der olympischen Bäder 1936 in Berlin nach diesem Verfahren behandelt und eine vorzügliche Wasserbeschaffenheit erreicht. Ferner ist es gelungen, durch automatisch arbeitende Anlagen den Chlorgehalt des Wassers festzustellen, so dass eine einwandfreie Überprüfung des Chlorzusatzes im Wasser möglich ist. Auch mit der Kesselspeisewasserbehandlung beschäftigt sich die Firma und liefert zur Verhinderung von Rohrkorrosion Sauerstoff-Registrier-Anlagen, die eine Genauigkeit von 1/1000 Sauerstoff/l ergeben. Neben der Herstellung von Anlagen unterhält die Firma ein wissenschaftliches Laboratorium zur Übedrprüfung von Trink- und Abwasser.

So manche Klippe galt es für den Betriebsleiter Dr. Kroke zu überwinden und auch heute sind noch nicht alle Probleme gelöst. Da treten Schwierigkeiten wegen der Beschaffung der Rohstoffe auf, dort gilt es, Verhandlungen mit den Behörden zum guten Abschluss zu bringen.


Quelle: Wilhelm Mössinger - Grötzingen (1965)
Seite 339

Die Chloratorfabrik für Entkeimungsanlagen kam nach dem zweiten Weltkrieg aus dem Osten nach Grötzingen. Die Firma errichtete in der Bahnhofsstraße zwischen Eisenbahn und Pfinzkanal ein langes einstöckiges Bürogebäude, an das 1961 gegenüber dem Bahnhof ein großer dreistöckiger Block angeschlossen wurde. Die Fabrik fertigt Maschinen und Geräte, die mit Hilfe von Chlor verunreinigtes Wasser entkeimen und einwandfrei machen. Ihr Wirkungskreis erstreckt sich über viele Länder.


Lage des Betriebes

Karte als pdf-Datei


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zuletzt bearbeitet am 26.07.2019
von Klaus Horn, EMail = k-r-horn BEI t-online.de