Karlsruhe:
Stadtgeschichte – Denkmaltag 2006
Die mittelalterliche Stadtbefestigung
Im 12. und 13. Jahrhundert wurden in Mitteleuropa
sehr viele neue Städte gegründet. Durlach ist dabei als staufische Gründung in
die Geschichte eingegangen. Möglicherweise wurde sie in den Jahren
1191/1192 zur Stadt erhoben, dann aber erstmals 1196 urkund-lich als opidum
(Stadt) erwähnt.
Wir können davon ausgehen, dass sehr bald Befestigungsanlagen erbaut
wurden. Noch heute ist der mittelalterliche Grundriss (eine Ring- oder
Hufeisenform) erhalten mit den Straßennamen Bienleinstorstraße,
Zunftstraße im Norden und Kelterstraße und Amthausstraße im Süden. Die
einzige Achse quer durch den Ring von Ost nach West bildete die heutige Pfinztalstraße.
Die Ummauerung gab der Stadt und ihren Bürgern zunächst Schutz vor Feinden, war
aber auch Ausdruck und Symbol für die herausragende Stellung der Stadt, die
einen Friedens- und Rechtsbereich, Freiheit und privilegierte Lebensweise
bot.
Die Stadtmauer selbst bestand aus einer 6 m hohen und 1,50 m starken Steinmauer
mit einem Absatz auf halber Höhe, der den Wehrgang bildete. Die darüber aufsteigende
Schildmauer war 0,50 m stark und hatte Schießscharten. Vor der Stadtmauer
lag der etwa 3,50 m breite terrassenartige Zwinger, der von der
niedrige-ren und schmaleren Zwingermauer begrenzt wurde. Zum Zwinger
gelangte man über Tore mit profilierten Gewänden, und zwar links und rechts
zwischen Torturm und Zugbrücke wie beim Basler Tor. Davor lag der 10 bis 12 m
breite Graben, der bei Gefahr geflutet werden konnte. Am äußeren Rand des
Grabens gab es als zusätzliches Hindernis für den Feind Verstärkungen durch
Palisaden.
Im 15. Jahrhundert wurde die Stadt in nordöstlicher Richtung um das Endrißviertel
erweitert und dieses in den Mauerring einbezogen. Die älteste Anlage hatte drei
Tore: das einzig erhaltene Basler Tor im Süden, das Bienleinstor im Westen,
das Blumentor (Grezinger Tor) im Osten. Dieses Tor wurde bei der
Stadterwei-terung abgebrochen und 1468 weiter östlich in Höhe des heutigen
alten Wasserwerks verlegt. Aus der Vor-stadt führte nun ein viertes Tor
(Pfinz- oder Ochsentor) in nördlicher Richtung in die Durlacher Gemarkung. Alle
Tore wurden beim großen Brand von 1689 schwer beschädigt oder ganz zerstört.
Die Stadt selbst war schon sehr früh in Viertel aufgeteilt: das Speicherviertel
im Norden, das Gärtnerviertel im Süden, das Endrißviertel im Osten und das
Burgviertel im Südosten. Die Aufteilung in Viertel war sehr wichtig für das
städtische Leben. Frondienste und Einsätze bei Feuer- und Hochwassergefahr
war die Aufga-be von Viertelsmeistern.
Ab 1672 entstand im Nordosten des Mauerrings die Blumenvorstadt, im achtzehnten
Jahrhundert die Pfinz-vorstadt im Norden.
Text: Gudrun Mittelhamm, Freundeskreis Pfinzgaumuseum - Historischer
Verein Durlach e. V.
Thomas Lefèbvre: Plan von Durlach und der
Karlsburg, 1688