Karlsruhe: Stadtgeschichte –
Denkmaltag 2006
Der Alte und Neue Schlossgarten
Schlittschuhläuferin, Zementguss, Ende des 19.Jh.
In den Jahren 1563 bis 1565 ließ Markgraf Carl
II. das Schloss Karlsburg erbauen. Von dieser Renaissance-Anlage zeugen noch
heute der Prinzessinnenbau und die Reste des großen Altans im Hinterhof des
Gebäudes Pfinztalstraße 7. Südöstlich der Karlsburg entstand wohl bereits vor
1600 die erste Renaissance-Gartenanlage in Durlach.
In einem Reisebericht von Samuel Chappuzeau heißt es 1671: Der große Gartenliebhaber
Markgraf Friedrich VII. Magnus habe für seinen Lustgarten seltene Blumen,
exotische Gewächse und einen Zypressenhain anlegen lassen, in Form
"einer Einsiedelei (...), in dem sich das Geflüster der Bäume mit dem
Schlagen der Nachtigallen und dem Plätschern einer Wasserkunst mischte (...)
Eine bemerkenswerte Gartenzier war der bronzene Herkules, der des Tages
Wasser spielte und außerdem beim nächtlichen Feuerwerk Flammen speien
konnte." Die Anlage war vermutlich von einem langen Spalier umgeben und besaß
ein "Lusthaus". Eine nahegelegene, dreireihige Lindenallee
spendete Schatten. Monumente, römische Grab- und Gedenksteine, waren in der
Art eines Lapidariums angeordnet. Auf dem heute noch vorhandenen Gartengelände
befand sich der Lustgarten.
Im Norden, jenseits der Karlsburgstraße, folgte der Küchengarten. Hier
wurden Kräuter- und Heilpflanzen für die Hofküche angebaut. Zur Gartenanlage
gehörten auch der sogenannte Bauhofgarten (zwischen Gymnasiumstraße und
Hengstplatz), eine Reitbahn mit Tribünengebäude und das Ballhaus.
Der Barock hielt im Durlacher Schlossgarten erst nach 1700 seinen Einzug.
Etwa zu dieser Zeit wurde vermutlich auch die noch erhaltene Kastanienallee
angelegt. 1711 entstand die Orangerie. Unter Gartenmeister Christian Jakob
Thran und seinem Nachfolger Karl Friedrich Dressler erfolgte die stückweise
barocke Umgestaltung des Schlossgartens. Auf dem heutigen Areal entstanden
lange, rechteckige Beete unterschiedlicher Ausgestaltung, ein Gartentheater
und ein Fischteich.
Bereits nach der Gründung von Karlsruhe 1715 war der Durlacher Schlossgarten
für Markgraf Carl Wilhelm zweitrangig geworden, wurde aber - was den eigentlichen
Lustgarten betraf - weiterhin unterhalten. Am Ende des 18. Jahrhunderts
diente der größte Teil vor allem zur Auf- und Nachzucht von Gewächsen für den
Schlossgarten in Karlsruhe. Bis 1824 wurden im Küchen- und Lustgarten die
ersten Wegesysteme und Baumgruppen nach Vorbild des Englischen Landschaftsgartens
eingefügt. Die barocke Gestalt des Schlossgartens ging durch den Besatz mit
großen Gehölzen jedoch allmählich verloren. Ab 1834 bzw. 1897 wurden die
nördlichen Teile aufgelassen und zur Bebauung freigegeben. Zu den markantesten
Merkmalen des bestehenden Gartens zählen heimische und eingeführte Gehölze,
der Rosengarten und die erhaltene Kastanienallee.
Text: Mirko Felber, Freundeskreis Pfinzgaumuseum - Historischer Verein
Durlach e.V.