Karlsruhe: Stadtgeschichte – Denkmaltag 2005

Katholische Kirche St. Peter und Paul


Kanzlerstraße 2, Durlach


Am 20. August 1811 kamen Seine Königliche Hoheit der badische Großherzog "in der verstärk­ten Staats­be­ra­tung" zu dem Schluss, "den Katholiken in Durlach die pfarr­li­chen Rechte gnädigst" zu bewilligen. Damit war 255 Jahre nach der Refor­ma­tion wieder eine katho­li­sche Gemeinde in Durlach begründet. Zuvor war 1809 die Schloss­ka­pelle der Karlsburg bereits den Katholiken überlassen worden. Das ganze 19. Jahrhun­dert hindurch gab es Klagen über den trost­lo­sen Zustand der Schloss­ka­pelle. Sie war nicht heizbar und von unten her feucht, weil das ganze Schloss­ge­bäude nicht unter­kel­lert ist. Für die stetig wachsende Gemeinde wurde die Kapelle allmählich zu klein.

So gründete man 1882 einen Kirchen­bau­ver­ein und begann mit der Planung eines Kirchen­neu­baus. 1888 wurde der Bauplatz gekauft und die darauf­ste­hende Stadt­kel­ter abgerissen. Mit dem damaligen Erzbi­schöf­li­chen Baudi­rek­tor Max Meckel wurde ein bedeu­ten­der Kirchen­ar­chi­tekt mit dem Kirchen­neu­bau betraut. Am 2. April 1898 wurde mit den Bauar­bei­ten begonnen. Der Baugrund war schwierig. So ging ein Wasserlauf, der sogenannte Steck­gra­ben, in einem Teil des früheren Stadt­gra­bens, quer unter dem Kirchen­schiff hindurch und musste überwölbt werden. Am 24. September 1900 wurde die Kirche feierlich eingeweiht. Der Orgel­fa­bri­kant und kath. Stiftungs­rat Heinrich Voit baute die Orgel, wobei er den Preis um die Hälfte reduzierte. Die Freiburger Glasma­le­rei Helmle und Merzweiler schufen einen Teil der Kirchen­fens­ter. Weitere künst­le­risch gestaltete Fenster wurden in den zwanziger Jahren von den Freiburger Glasmalern Protz und Ehret geschaffen.

Die erste Innen­re­no­vie­rung wurde 1938 unter Stadt­pfar­rer Friedrich Blink durch­ge­führt. Bei dieser Gelegen­heit erhielt die Kirche den Kreuzweg des Karlsruher Künstlers Emil Sutor. Bei der Innener­neue­rung von 1958 wurde von Stadt­pfar­rer Josef Maier einiges verändert. Das von Paul Valentin geschaf­fene Krieger­denk­mal in hinteren Teil der Kirche wurde so geändert, dass nur noch die Figur der Pieta zu sehen ist.

1982 brachte der Grötzinger Künstler Horst Leyen­de­cker in das Langhaus etwas Farbe. Die Fenster wurden einige Jahre später renoviert. Die von Voit gebaute Orgel scheint nach dem 1. Weltkrieg in einem schlechten Zustand gewesen zu sein, konnte aber dennoch bis 1965 benutzt werden. Die neue, heute noch benutzte Orgel schuf Wolfgang Scherpf aus Speyer.

Eine eigene Geschichte haben die Kirchen­glo­cken. Bereits im Juli 1917 wurden sie außer der kleinsten als Metall­s­pen­de "für das Vaterland" vom Turm genommen. 1922 wurden vier Stahl­glo­cken geweiht, welche die Bochumer Hütte gegossen hatte. Die letzte Bronzeglo­cke verkaufte man damals nach Mauer. Stahl­glo­cken wurden im Zweiten Weltkrieg nicht abgeholt, aber sie hatten dann doch ausgedient. Sechs neue Glocken aus der Karlsruher Glocken­gie­ße­rei und eine 1931 in Würzburg gegossene Glocke wurden in einer feier­li­chen Zeremonie am Sonntag, den 16. Juli 2000 geweiht. Die achte und größte Glocke (4.300 kg) wurde am 28. Juli 2000 gegossen und am 8. September 2000 geweiht.

1999 erhielt die Kirche auch eine komplette Außen­re­no­vie­rung, die zweite seit ihrer Erbauung. Der Turm wurde allerdings nun schon zum vierten Mal einge­rüs­tet.

Textre­dak­tion: Günther Malisius, Freun­des­kreis Pfinz­gau­museum - Histo­ri­scher Verein Durlach e. V., nach:
Dr. Heinz Schmitt: Die katho­li­sche Kirche in Durlach. In: Protes­tan­ten und Katholiken - Die Durlacher Stadt­kir­chen. Hrg. v. Pfinz­gau­museum u. a., Karlsruhe 2000