Denkmaltag 2012

Basler Tor

Basler-Tor-Straße, Durlach

Ausweisungstext der amtlichen Denkmalliste

"Basler Tor" - Letztes erhaltenes Stadttor der markgräflichen Residenzstadt. 1689 in Brand gesteckt, dabei Zerstörung von Dach und Obergeschoss. 1760/61 wieder aufgebaut. Die kleinen Mauern vor dem Tor dienten ursprünglich als Brückengeländer, die Bögen unter der Brücke sind erhalten, heute aber zugeschüttet.

 

Beschreibung

Die Dachkonstruktion des Basler-Tor-Turms

Das turmbewehrte Tor ist als Zeichen der Wehrhaftigkeit und Freiheit das eigentliche Wahrzeichen Durlachs als Stadt. Es ist eines der ganz wenigen verbliebenen mittelalterlichen Gebäude Durlachs, wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert. Seinen Namen hat das Tor, weil es ehemals Zugang zur Post- und Heerstraße nach Basel war; dort hatten die Markgrafen von Baden ein Ausweichquartier (sprich: Stadtschloss).

Stilistische Merkmale des mittelalterlichen Baues sind die Buckelquader an den Kanten und der Bogenfries unter dem obersten Stockwerk. Zur Wehrhaftigkeit des Turms gehörten die bis zu 2,20 m dicken Mauern (zur Stadtseite hin genügte eine geringere Mauerstärke) und die schmalen Sichtöffnungen auf der Feldseite. Zugänge gab es ursprünglich nur von der Stadtmauer aus, sie lagen über 5 m hoch. Die Außenwand schloss bündig mit der 1,5 m dicken Stadtmauer ab, so konnte sich niemand hinter den Ecken verstecken. Vor dem Tor lag der 3,5 m breite Zwinger, der von der streckenweise heute noch erhaltenen, weniger kräftig ausgebildeten Zwingermauer abgeschlossen wurde. Den äußersten Ring der Stadtbefestigung bildeten der ca. 14 m breite Stadtgraben, dessen schmaler Wasserlauf aufgestaut werden konnte, sowie ein Palisadenzaun.

Am Dienstag, den 16. August 1689, wurde das Basler Tor wie die gesamte übrige Stadt von den Truppen des französischen Marschall Duras systematisch in Brand gesteckt, die soliden Turmmauern blieben jedoch stehen - lange Zeit als Ruine. 1761 erhielt das Tor seine heutige Form. Auf den ca. 24 m hohen Steinbau setzte der Zimmermann Zacharias Weiß aus Grötzingen ein gewölbtes barockes Dach ("welsche Haube"). Ein neuer Treppenanbau erschloss den Turm jetzt (nach Zerfall der Stadtmauer) im zweiten Stockwerk; das erste wurde zum Verlies, d.h. nur noch durch eine Öffnung von oben zugänglich. Die Durlacher Tortürme wurden als Gefängnisse genutzt, der Basler für Leute im Dienst des Markgrafen. Eine Zellentür ist erhalten, mit eiserner Klappe am Guckloch.

Zur Torwache wurden mehrere Männer benötigt. Das schmale Torwarthäuschen jenseits des Stadtgrabens steht noch und wurde in jüngster Zeit renoviert. Der Torwart zog Zoll und Weggeld ein und schloss abends das Tor; der Schlüssel wurde zeitweise nachts vom Schultheiß verwahrt. Zwei- bis viermal in der Nacht musste jeder Torwächter auf der Mauer bis zum nächsten Tor und zurück gehen, der vom Basler Tor stündlich bis zum Schloss. Die Bewachung wurde im 19. Jahrhundert aufgegeben, die anderen drei Tore wurden abgerissen. Das Basler Tor blieb erhalten, weil die Hauptstraße seit dem 18. Jahrhundert um den Schlossgarten herumführte und der Turm so dem Verkehr nicht im Weg stand.

1968/69 kam unser Turm als der "Rote Turm" zu Berühmtheit. Die Deutsche Jugendschaft, die ihn seit 1958 mietweise nutzte, schloss sich der 1968er APO (Außerparlamentarische Opposition) - Bewegung an. Der Turm wurde zum Treffpunkt und Agitationszentrum junger Leute, die sich als antiautoritär, revolutionär, neo-marxistisch und sexualaufklärerisch verstanden und es genossen, wenn Durlacher Bürgertum und städtische Autoritäten sich über Gruppensex und "kommunistische Indoktrination" empörten. Rechtsradikale fühlten sich zu Gewaltakten ermuntert. Das "Antiautoritäre Jugendzentrum Roter Turm" hängte eine rote Fahne aus dem Fenster und ignorierte die Kündigung durch die Stadt Karlsruhe. Die Räumung wurde schließlich gerichtlich erzwungen und der - rechtzeitig geleerte - Turm von der Polizei im Sturm genommen und geschlossen. Zurück blieben die mit zahllosen Parolen und revolutionären Symbolen verzierten Innenwände - ein leibhaftiges APO-Museum! 1992 ließ das Hochbauamt die Wände sauber weißeln und elektrisches Licht installieren - damit man etwas sieht, wo nichts mehr zu sehen ist.

Text: Dr. Peter Güß, Freundeskreis Pfinzgaumuseum – Historischer Verein Durlach e. V.

Denkmal nach § 28 Übergangsregelung Denkmalschutzgesetz

Baujahr 1760


Bilder : Samuel Degen, 2008