Durlach-Geschichtswerkstatt

Zeitzeugeninterview - 02

Günter Pfalzgraf - Killisfeldstraße 41 - Getränkehandel

Günter Pfalzgraf geboren 1927. Sein Berufsziel ist eigentlich die Marine als Berufssoldat. Er kann sich noch gut an die Soldatenzeit seines Vaters erinnern (eingezogen 1940 nach Ulm; aus glücklichen Umständen nicht beim Rußlandfeldzug beteiligt)

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs hilft G.Pf. seinem Vater Wilhelm Pfalzgraf bei Transportdiensten unterschiedlichster Art, z.B. im Obst- und Kartoffelhandel. Er erwirbt 1948 erwirbt den Führerschein. Die Familie wohnt von 1945 bis 1954 in der Zunftstraße 8 in einer 2-Zimmerwohnung.

Der Vater kauft als Lkw einen gebrauchten Holzvergaser, dessen Betrieb mit mancherlei Problemen verbunden ist. Als weiteres Transportmittel wird ein Leiterwagen und ein Pferd (von den am Turmberg wohnenden amerikanischen Offizieren) erworben. Der Schmied Oehler kann den Wagen reparieren. Die Beziehungen zu Lieferanden erstrecken sich teilweise bis nach Niederbayern; dort werden Gertreidevorräte erworben. Weiterhin Transport von Koks von der Firma Spangenberg am Güterbahnhof zu den Kunden.

Die Mutter Ida Pfalzgarf betreibt die Weinstube Turmbergperle im Hinterhof der Firma Omnibusreisen Hermann Cramer in der Pfinztalstraße 75 (im Adressbuch für 1960 enthalten). Nach der Heimkehr von einem Busausflug mit Cramer geht man noch nicht nach Hause, sondern trinkt noch in der Weinstube. Es verkehren in der Weinstube auch viele Stammgäste und es geht alles sehr familiär zu; unter den Gästen sind viele Beschäftigte bei der Straßenbahn, die in Wolfartsweiler, Hohenwettersbach oder Palmbach wohnen.

Ab 1954 ist G. Pf. als Auslieferungsfahrer für die Brauerei Hoepfner; nach dem Brandt der Löwen-Brauerei (Spitalstraße 20) wird deren Kundschaft übernommen.

1956 kann in Durlach von einem Getränkehändler-Boom gesprochen werden: Josef Heilig (Amalienbadstraße 13), Karl Attner (Amalienbadstraße 23) und Erwin Winkels (Auer Straße 70) als Großhändler. Es werden Verhandlungen zur Übernahme der Firma Attner geführt (Preisvorstellung: 20000 DM), die jedoch nicht realisiert werden.

1958 wird G.Pf. wegen "Arbeitsmangel" von Hoepfner gekündigt. Er nimmt eine Stelle als Niederlassungsleiter der Brauerei Eichbaum aus Mannheim in der Gerwigstraße an.

1959 macht sich G. Pf. für die Brauerei Eichbaum selbständig . Die Ausübung des Berufes ist sehr anstrengend: Holzkisten mit 25 Flaschen Sprudel sowie 20 Flaschen Bier (0.7 l) müssen bis in den 4. Stock geschleppt werden.
1961 erfolgt ein Neubau eines Auslieferungslagers für Eichbaum in der Killisfeldstraße 41; darneben Bau eines Lagers für eigene Geschäftszwecke.
1967 kündigt die Brauerei Eichbaum den Vertrag. G. Pf. führt den Betrieb in Eigenregie weiter. Im Keller wird zusätzlich eine Weinhandlung eröffnet. Im Sortiment : Bad Liebenzeller; Hirschquelle aus Bad Teinach (damit wird auch das Krankenhaus beliefert); Schwarzwaldsprudel.

Vater stirbt 1971.

Um die viele Arbeit schaffen zu können wird ein Arbeiter als Hilfskraft eingestellt. Der beschaffte Lkw hat nur 80 PS. Mit ihm wurden auch Möbelumzüge (besonders am Samstag) durchgeführt.
Der Getränkebetrieb in der Killisfeldtstraße wird bis 1991 von G.Pf. betrieben. Aus gesundheitlichen Gründen wird er an die Firma Bierhalter verkauft.

Interview mit Herrn Günter Pfalzgraf am 23.03.2016
Interviewer : Klaus Horn


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erstellt von Klaus Horn am 13.04.2016 | k-r-horn BEI t-online.de