Geschichtswerkstatt

Betriebs-Chronik - 31

Egon Nille - Gipsergeschäft

Weingartenerstraße 44


Von der Gipserkelle zur modernen Technik

In der oft gerühmten Gründerzeit wagten 1907 Xaver Nille und Otto Kneer den Sprung in die Selbständigkeit und eröffneten in der (alten) Weingartener Straße 46 ein Gipsergeschäft. Wenige Jahre später wurde das Anwesen nebenan, Weingartener Straße 44, gekauft und der Betrieb hierhin verlegt.

Trotz der Wirren des Ersten Weltkrieges und der Inflationszeit nahm das Unternehmen stetig Aufschwung. Am 30. 1. 1930 übernahm der älteste Sohn Franz Nille die Firma und arbeitete mit seinem Bruder Otto, der nach dem Krieg ein eigenes Gipsergeschäft in Künzelsau eröffnete, bis zum Kriege. In dieser Zeit wurden schon durchschnittlich 20 Arbeiter beschäftigt. In den Kriegsjahren bis 1947 war der Betrieb geschlossen, da alle Männer eingezogen waren. Mutter Luise eröffnete mit einigen aus dem Krieg heimgekehrten Arbeitern die Firma, während ihr Mann noch in russischer Gefangenschaft war. Franz Nille kam im Spätjahr 1948 wieder zurück und leitete mit Tatkraft den Betrieb während der Aufbauzeit. Im Jahre 1951 begannen die Söhne Arno und Egon die Lehrzeit. Arno Nille machte nach kurzer Gesellenzeit aus gesundheitlichen Gründen eine Umschulung zum Dachdecker und betreibt heute in der Kleinbachstraße ein Dachdeckergeschäft.

Nach dem Tode des Vaters übernahm Egon Nille, der 1960 seine Meisterprüfung machte, das Geschäft. Neue Arbeitsbereiche wurden aufgenommen wie Fassadenreinigung, Althausrenovierung und Vollwärmeschutz. Ebenso gehört der Gerüstbau und -verleih zu dem heutigen Arbeitsbereich. In jüngster Zeit werden auch wieder viele Stuckarbeiten ausgeführt z. B. im 2. Bauabschnitt der Karlsburg (Schule und Museum). Ein weiterer Bereich ist der trockene Innenausbau d. h. im Trockenbau erstellte Wände und Decken.

Egon Nille beschäftigt heute 1 Umschüler und 3 Lehrlinge neben 15 Arbeitern. Als stellvertretender Landesverbandsvorsitzender des Stukkateur¬Handwerks und Verbindungsmann zur Landesfachklasse in Leonberg liegt ihm die Jugendförderung am Herzen. Doch ist es schwer, junge Leute für diesen Beruf zu gewinnen, da sich viele keinen Begriff über das Arbeitsfeld und die technischen Hilfsmittel machen können. Ein weiteres Ehrenamt hat Egon Nille im Ausschuß für Berufsbildung im Zentralverband des deutschen Baugewerbes in Bonn.

Egon Nille
Karlsruhe-Durlach
Alte Weingartener Straße 44
Telefon 41083
Putz, Stuck, Trockenausbau, Gerüstarbeiten und -verleih, Vollwärmeschutz, Fassadenreinigung

Quelle :
Damals und Heute
Eine Präsentation der ältesten Durlacher Fachbetriebe mit über 50jährigem Bestehen.
Sonderausgabe der Turmberg-Rundschau vom 23.09.1981
(Sammlung Raviol)


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zuletzt bearbeitet von Klaus Horn am 16.06.2017 | k-r-horn BEI t-online.de