Geschichtswerkstatt

Betriebs-Chronik - 28

Philipp Lehberger - Zimmerei

Reichenbachstraße 11


Mit Energie und Fleiß ein solides Unternehmen aufgebaut

Philipp Johann Lehberger war schon ein gestandener Mann, als er sich am 1. Mai 1903 mit seinem Zimmereigeschäft selbständig machte. Im damals in Baden führenden Zimmereibetrieb Minzinger mit 120 Zimmerleuten war er erfolgreicher Geschäftsführer. Ihn zeichnete Können, große Energie und eine robuste Gesundheit aus. Einen schweren Unfall, den er beim Bühnenumbau des Karlsruher Staatstheaters( Absturz aus 3 Stockwerken) mit Schädelbruch und Knochenbrüchen hatte, überwand er mit relativ schneller Genesung.

Als eines seiner Bauwerke, an denen er tätig war, sei die Katholische Kirche in Durlach genannt. Hier erstellte er den Turm fast ohne Gerüst. Ja, er stieg sogar selbst auf die Turmspitze, um das Loch für den Wetterhahn zu bohren, als sich keiner nach oben traute.

Während des Ersten Weltkrieges führte er, da alle Mitarbeiter im Feld waren, den Betrieb allein weiter. Und als sein Sohn 1933 so schwer verunglückte, daß er für eineinhalb Jahre nicht tätig sein konnte, führte der damals 75jährige wieder den Betrieb mit 22 Zimmerleuten.

Philipp Adam Franz Lehberger trat 1903, also zur Firmengründung, bei seinem Vater in die Lehre ein. Anschließend besuchte er das Staatstechnikum. Im Ersten Weltkrieg war er bei den Pionieren und wurde schwer verwundet. Nach der Rückkehr in die Heimat machte er die Meisterprüfung im Zimmerhandwerk. Während schwerer Zeiten - Inflation, Wirtschaftskrise - meisterte er mit seinem Vater die ungünstige wirtschaftliche Situation. Im Jahre 1938 übernahm er den Betrieb. Schwer schlug das Schicksal zu, als die Werkstatt am 4. September 1944 durch Brandbomben total zerstört wurde. Aber bald wurden Schutt und Asche beiseite geräumt und es ging mit Tatkraft an den Neubeginn. Am 1. 9. 1945 trat sein Sohn Philipp Friedrich Lehberger in die Firma ein. Er hatte nach einer Zimmerer-Lehre seine Ausbildung mit einem Hochbau-Studium zum Ing. (grad.) vervollständigt. Nach dem Kriegsdienst bei den Gebirgsjägern leitete er maßgeblich den Wiederaufbau des zerstörten Betriebes. Als der Großvater 1949 und sein Vater 1969 starben, übernahm er den Betrieb. Er brachte ihn auf den neuesten Stand der Technik und ist bestrebt, diesen zu halten. Gleichzeitig nahm er die Aufnahme von neuen Holzhauskonstruktionen und den Innenausbau in sein Arbeitsprogramm vor.

Neben seinem Engagement für den Betrieb hat und hatte er der Gemeinschaft dienende Ämter inne. So war er von 1956 - 1974 Kommandant der Durlacher Feuerwehr, ist seit langem Aufsichtsratsvorsitzender der hiesigen Volksbank, Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Durlach-Aue sowie seit 1965 Vorstand der Zimmerer-Innung Karlsruhe.

Nun steht mit Philipp Berthold Lehberger schon die Jugend im Betrieb, um in die Fußstapfen der Vorfahren zu treten. Auch er hat eine Zimmerer¬Lehre und sein Architektur-Studium mit Ing. (grad.) abgeschlossen.

Quelle :
Damals und Heute
Eine Präsentation der ältesten Durlacher Fachbetriebe mit über 50jährigem Bestehen.
Sonderausgabe der Turmberg-Rundschau vom 23.09.1981
(Sammlung Raviol)


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zuletzt bearbeitet von Klaus Horn am 16.06.2017 | k-r-horn BEI t-online.de