Geschichtswerkstatt

Betriebs-Chronik - 15

Firma Elektro-Schmitt (Teil 2)

Pfinztalstraße 88


Die Chronik der Firma Elektro-Schmitt

Erweiterung der Chronik 13
für die Zeit von 1953 bis 1977 - Betriebsinhaber Kurt Wolf

Emil Schmitt


Quelle : Chronik zum 50-jährigen Betriebsjubiläums 1975

Kurt Wolf

Quelle : Chronik zum 50-jährigen Betriebsjubiläums 1975; Familienangehörige

Weshalb gelingt die Fortführung eines Betriebes und weshalb nicht ?

Für die Firma Elektro-Schmitt, deren Geschichte mir von ca 1953 bis 1979 vertraut ist (ich habe über viele Jahre mein Taschengeld mit Hilfs-, Träger-, Verkaufs- und Bürodiensten für diese Firma verdient) möchte ich die Gründe mit "viel Weitsicht, Verantwortungsbewusstsein für die Mitarbeiter und ein wenig Glück" umschreiben.
"Glück" war, dass sich meine Eltern während des Krieges per Zufall kennengelernt haben und mein Vater bereits Elektromonteur war. Nach der Meisterprüfung hatte mein Vater diverse, gute und interessante Stellenangebote. Als sein Schwiegervater erkrankte, war es für ihn selbstverständlich, auszuhelfen und so arbeitete er wieder für die Firma Emil Schmitt. Nach dessen Tod war es ebenso selbstverständlich, die Firma und das Personal zu übernehmen.

Meine Eltern hatten keine Söhne, die als potentielle Nachfolger in betracht gekommen wären. Mit Herrn Frei verstanden sich meine Eltern bereits während seiner Lehrlingszeit sehr gut. Wir Kinder haben zuhause immer von "Willi Frei, dem Lieblingssohn unserer Mutter" gelästert.
Als "weitsichtig und verantwortungsbewusst" würde ich den langsamen Betriebsübergang von Kurt Wolf an Willi Frei bezeichnen. Als Willi Frei nach seiner Meisterprüfung Interesse an einer Übernahme zeigt, reagierten meine Eltern positiv. Da für sie jedoch die Mitarbeit und das Verständnis der Ehefrau des Inhabers für das ganze Geschäft wichtig war, haben sie Frau Elfriede Frei, die eine Ausbildung als Verkäuferin in einer anderen Branche hatte, eingestellt und sie für ihre Aufgabe nach der Firmenübernahme im Verkauf und im Büro ausgebildet.
Dadurch hatten Herr und Frau Frei die Gelegenheit, die Kunden und ihre Bedürfnisse über einen längeren Zeitraum kennen zu lernen - und die Kunden konnten ab 1978 ihr Vertrauen auf die neuen Eigentümer übertrage.

Kurt Wolf hatte während seiner Inhaberschaft zahlreiche mittelständische Firmen und Behörden als Kunden, als deren Betriebselektriker die Firma Elektro-Schmitt tätig war. Dies bedeutete einerseits eine ständige Rufbereitschaft, andererseits eine sichere Einnahmequelle.
Wichtig war ihm auch die rechtzeitige Anpassung des Sortiments: so wurde z.B. der Verkauf von Schallplatten wieder eingestellt, als zu viele neue Platten in immer kürzerer Zeit herauskamen und spezielle Plattenläden öffneten. Radio, Fernseher und die sog. Weißware (Waschmaschinen, Kühlschränke) wurden nicht mehr vorrätig gehalten, als es auch hier Spezialgeschäfte gab. Das Heizen mit Nachtstrom schien damals zukunftsträchtig und so wurden schon sehr früh Nachtspeicher-Öfen von verschiedenen Herstellern verkauft und installiert.

Kurt Wolf stellte zudem für den Installationsbereich nur solche Mitarbeiter ein, die er auch in die Privatwohnungen schicken konnte. Die damals teilweise rüden Umgangsformen auf Neubau-Baustellen lehnte er ab. Für ihn war die langjährige, vertrauensvolle Bindung insbesondere der Privatkundschaft an die Firma wichtig.
Auch für uns Kinder hat dies bedeutet, dass wir uns "anständig" zu verhalten und die Kunden immer zu grüßen hatten.

Allerdings war - gemessen an heute - Durlach zur Zeit des Inhabers Kurt Wolf "ein Dorf". "Man" kannte sich aus der Schule, dem Verein, dem Beruf; man ging zum täglichen Einkauf nach Durlach und fuhr nur selten "in die Stadt" nach Karlsruhe.

Text von Christa Wolf - 20.04.2017


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zuletzt bearbeitet von Klaus Horn am 24.04.2017 | k-r-horn BEI t-online.de