Geschichtswerkstatt

Betriebs-Chronik - 11

Firma Henker-Luger in der Pfinztalstraße 55

Friedrich Wilhelm Luger, der Vater von Johanna Luger, war gehörlos; er erlernte seinen Beruf Lithograph in der Taubstummenanstalt in Gerlachshain. Er gründete 1887 in seinem Elternhaus in der Lammstraße (Bienleinstorstraße) eine Druckerei. Später erwarb er mit seiner Frau ein Haus in der Zehntstraße, wo er seinen Druckereibetrieb erweiterte, indem er seinem Betrieb eine Buchhandlung und ein Schreibwarengeschäft angliederte. Die Lage war seinerzeit geradezu ideal, da in der benachbarten Friedrichschule die Volksschule und das Gymnasium untergebracht waren. So hatten es die Kinder nicht weit, ihre Schulartikel gleich nebenan einzukaufen. Friedrich Wilhelm Luger führte sein Geschäft bis Anfang der 30er Jahre allein mit seiner Frau. Er wollte das Geschäft seinem ätesten Sohn übergeben, der Graphiker war. Doch nach dem Tod des Vaters übernahm die Tochter Johanna, die mit Gerhard Henker verheiratet war, das Geschäft. Sie betrieb es im Krieg zusammenen mit ihrer Mutter.

Kurz vor Kriegsende wurde das Haus durch eine Granate schwer beschädigt. Der Laden hatte einen Totalschaden; auch die Druckerei war stark beschädigt.
Nach Kriegsende wurde gleich mit dem Wiederaufbau begonnen. Der aus dem Krieg zurückkommende Ehemann und aus der Gefangenschaft kommende Angestellte halfen beim Wiederaufbau. Doch die Räume für den Laden und die Druckerei waren zu klein, da wegen der Wohnungsnot keine Wohnräume in Geschäftsräume umgewandelt werden durften. Deshalb wurde das Schreibwarengeschäft 1948 in die Pfinztalstraße 51, später 55 verlegt. 1954 wurde die Druckerei verpachtet und später verkauft. Die Schreibwaren wurden in die Hände der dritten Generation gelegt. 1970 übernahm der Sohn Klaus mit seiner Ehefrau Gertrud das Geschäft; es wurde mit einer Bastelabteilung weiter ausgebaut, die bei der Kundschaft sehr gut ankam. 1970 wurde die vierte Generation, die Tochter Yvonne geboren.

Johanna Henker-Luger half trotz ihres hohen Alters immer noch gerne in Geschäft mit; sie konnte 1972 das 70jährige Geschäftsjubiläuum feiern. Sie legte viel Wert auf die gegenseitige Unterstützung der Einzelhandelsgeschäfte. Sie betonte immer wieder, wie wichtig es sei, in den Fachgeschäften einzukaufen, wenn man möchte, dass die anderen auch bei einem selbst einkaufen. So konnte man sich gegenseitig unterstützen. Das Geschäft wurde bis vor kurzem mit dem Slogan "Ein Zeitgenosse kauft, ein kluger - beim Fachmann, der heißt Henker-Luger" erfolgreich geführt. Leider ging auch diese Ära zu Ende: das Ladengeschäft wurde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

23.11.2016 | Gertrud Welker


Bilder

Bild 1 :

Der Gründer F.W.Luger
mit seiner Ehefrau
ca 1930

zuletzt bearbeitet von Klaus Horn am 28.11.2016 | k-r-horn BEI t-online.de

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