Historische Räume - GIS-Einsatz - Geschichte - Karlsruhe
Historische Räume GIS-Einsatz für historische Analysen
Projekt Durlach 1939

[1] Adressbuch Durlach für 1939

Quelle

Badische Landesbibliothek Karlsruhe - Digitale Bibliothek
G. Braunsche Hofbuchhandlung und Verlag - Karlsruhe in Baden
Stand der Daten : Ende November 1938

Durlach wurde am 1.April 1938 nach Karlsruhe eingemeindet. Der hier erfasste und analysierte Datenbestand kann somit als repräsentativ für die Endphase der Stadt Durlach als selbständige Gemeinde betrachtet werden.

Inhalt

Aus dem Adressbuch wurden die folgenden Teile genutzt:

Datengrundlage für das Projekt

Statistik

Adressbuch für 1914 1925 1925 1925 1939 1939 1939
Bereich Durlach Durlach
mit
Aue
Durlach
ohne
Aue
Aue Durlach
mit
Aue
Durlach
ohne
Aue
Aue
Anzahl Häuser 1031 1457 1190 267 1938 1615 323
Anzahl bewohnter Häuser 998 1408 1141 267 1857 1539 318
Anzahl Haushalte,
in den Häusern wohnend
3529 5126 4337 789 6542 5602 940
Anzahl Haushalte pro Haus 3.5 3.6 3.8 3.0 3.5 3.6 3.0
Anzahl Einwohner
(nach Asche, Hochstrasser : Durlach)
14200 18016     20444    
Relation Einwohner /
Haushalte aus dem Adressbuch
4.03 3.51     3.13    
Handel u. Gewerbe 743 976 829 147 1205 1055 141

Anmerkungen

Vornamen

Karl ist in allen Adressbüchern mit Abstand der häufigste Vorname. Die Namen Friedrich, Wilhelm, Heinrich, August, Hermann folgen.

Rang 1914 1924 1939
1 Karl - 450 - 12.8 % Karl - 557 - 10.9 % Karl - 697 - 10.7 %
2 Friedrich - 267 - 7.6 % Friedrich - 374 - 7.3 % Wilhelm - 385 - 5.9 %
3 Wilhelm - 193 - 5.5 % Wilhelm - 340 - 6.6 % Friedrich - 373 - 5.7 %
4 Heinrich - 136 - 3.9 % Heinrich - 233 - 4.5 % Hermann - 245 - 3.7 %
5 August - 118 - 3.3 % August - 192 - 3.7 % Heinrich - 244 - 3.7 %

Familiennamen

jeweils : Name - Anzahl - Anteil in %
Rang 1766 1888 1914 1924 1939 1924 1939
Bereich Durlach Durlach Durlach Durlach
ohne Aue
Durlach
ohne Aue
Aue Aue
1 Meier
10 - 1.3 %
Meier
28 - 1.9 %
Meier
53 - 1.5 %
Kleiber
64 - 1.9 %
Müller
74 - 1.3 %
Cramer
32 - 4.1 %
Cramer
37 - 3.9 %
2 Goldschmidt
8 - 1.0 %
Kleiber
23 - 1.6 %
Kleiber
46 -1.3 %
Müller
60 - 1.8 %
Meier
68 - 1.2 %
Walschburger
28 - 3.6 %
Born
28 - 3.0 %
3 Weiler
7 - 0.9 %
Rittershofer
23 - 1.6 %
Müller
39 - 1.1 %
Meier
57 - 1.7 %
Kleiber
62 - 1.1 %
Eberhardt
22 - 2.8 %
Walschburger
24 - 2.6 %
4 Zachmann
7 - 0.9 %
Goldschmidt
18 - 1.2 %
Kiefer
33 - 0.9 %
Schmidt
44 - 1.3 %
Kiefer
40 - 0.7 %
Born
21 - 2.7 %
Berggötz
21 - 2.2 %
5 Bauer
6 - 0.8 %
Kiefer
17 - 1.1 %
Klenert
27 - 0.8 %
Kiefer
38 - 1.1 %
Schmidt
39 - 0.7 %
Postweiler
21 - 2.7 %
Eberhardt
20 - 2.1 %

Anmerkungen:

  1. Durlach (ohne Aue) 1766 - 1888 - 1914 - 1925 - 1939
  2. Aue für 1925 - 1939
    es treten vollkommen andere Namen auf, und zwar ausschließlich Aue-spezifische mit "Cramer" jeweils als häufigster Name

vollständige Liste aus dem Adressbuch für 1939

Berufe

Häufigkeitsstatistik für die Gesamtstadt:
  1914     1924     1939    
Rang Beruf Anzahl Anteil Beruf Anzahl Anteil Beruf Anzahl Anteil
1 Fabrikarbeiter 405 11.48 % Fabrikarbeiter 469 9.15 % Schlosser 436 6.66 %
2 Schlosser 322 9.12 % Schlosser 421 8.21 % Kaufmann 286 4.37 %
3 Kaufmann 138 3.91 % Kaufmann 262 5.11 % Arbeiter 222 3.39 %
4 Landwirt 125 3.54 % Landwirt 217 4.23 % Fabrikarbeiter 198 3.03 %
5 Privat 117 3.32 % Schreiner 143 2.79 % Landwirt 169 2.58 %

nur minimale Änderungen 1914 -> 1925 -> 1939; deutlich nur die Abnahme von Arbeiter/Fabrikarbeiter (angelernte Tätigkeiten)

Zu 292 Personen (1924 : 109 ) wird kein Beruf angegeben.

In den erfassten Adressbüchern von 1914, 1925 und 1939 treten jeweils die unspezifischen Bezeichner "Arbeiter" und "Fabrikarbeiter" nebeneinander auf. Hierbei ist nicht zu erkennen, ob die beiden Bezeichnungen zwei deutlich unterschiedliche Berufsgruppen benennen. Es wird angenommen, dass es sich in beiden Fällen um Beschäftigte handelt, die keine Lehre/Ausbildung haben, sondern zu ihrer jeweiligen Tätigkeit nur angelernt wurden.
Jahrgang Arbeiter Fabrikarbeiter
1914 7 - 0.20 % 405 - 11.48 %
1925 77 - 1.50 % 469 - 9.15 %
1939 222 - 3.39 % 198 - 3.03 %
Genese Zunahme Abnahme

Tabelle mit der vollständigen Liste:
sortiert nach dem Berufsbezeichner | der Häufigkeit

Selektiert man jedoch die Berufsangaben nach den Personen aus

und vergleicht diese mit den Angaben aus dem Adressbuch für 1914 (die für Durlach ohne Aue gelten) und 1924, so ergibt sich ein differenziertes Bild :

Rang 1914 1925 - ohne Aue 1939 - ohne Aue 1925 - Aue 1939 - Aue
1 Fabrikarbeiter - 11.5 % Schlosser - 8.4 % Schlosser - 6.7 % Fabrikarbeiter - 17.4 % Landwirt - 9.8 %
2 Schlosser - 9.1 % Fabrikarbeiter - 7.7 % Kaufmann - 4.7 % Landwirt - 11.9 % Fabrikarbeiter - 7.5 %
3 Kaufmann - 3.9 % Kaufmann - 5.9 % Arbeiter - 3.0 % Arbeiter - 8.1 % Schlosser - 6.4 %
4 Landwirt - 3.5 % Landwirt - 2.8 % Fabrikarbeiter - 2.3 % Schlosser - 7.5 % Arbeiter - 5.9 %
5 Privat - 3.3 % Schreiner - 2.5 % Schreiner - 2.1 % Schreiner - 4.2 % Schreiner - 4.5 %

2. Berufsangabe

Bei 98 Personen wird ein 2. Beruf angegeben.
Mit 13 Nennungen ist "Wirt" der häufigste (hierbei als 1.Beruf in der Regel "Metzger"), gefolgt von "Installateur" (1.Beruf "Blechner") mit 10 und "Tapezier" (1. Beruf "Sattler") mit 3 Nennungen.

Geschlecht

Von den 6542 Personen sind 1185 Personen Frauen; ihr Anteil von 18.1 % ist gegenüber 1925 (17.4 %) und 1914 (16.1 % ) nur wenig gestiegen.

Situation der Frauen

Die genannten Frauen sind überwiegend Witwen (900, 76 %); nur wenige (285, 24 %) können als ledige Frauen erkannt werden. Auch für die Witwen bleibt die Männerdominanz erhalten: bei ihnen steht in der Regel nicht ihr Vorname, sondern der des verstorbenben Ehemannes zusammen mit seinem Beruf.

Bei den ledigen Frauen (285) wird bei 84 Personen (29.5 %) kein Beruf angegegeben, bei 33 (11.6 %) wird "Privat" genannt (es ist also davon auszugehen, dass die Frau von ihrem ererbten Vermögen lebt). Bei den verbleibenden 168 Frauen dominieren zwar die typisch weiblichen Berufe (Lehrerin (21), Näherin/Schneiderin (15), Fürsorgeschwester/Krankenschwester (8) etc), es werden aber auch akademische Berufe genannt (Rechtsanwältin, Zahnärztin, prakt. Ärztin). Dies entspricht der Situation aus dem Adressbuch von 1925 - eine deutliche Verbesserung der sozialen Lage der Frauen kann also für 1939 gegenüber 1925 nicht erkannt werden.

Als Kuriosität soll hier die Situation im Haus Dürrbachstraße 13 genannt werden; alle genannten Haushalte sind (ledige) Frauen:
Im Erdgeschoß wohnt die Hauseigentümerin Elise Bull (Damenschneiderin); in 2.Stockwerk Frieda Bull (Handarbeitshauptlehrerin) und Karoline Döttinger (Privat); im 3.Stockwerk Luise Reber (Sekretärin)

Hauseigentümer

Im Adressbuch sind 1938 Häuser mit ihren Eigentümern verzeichnet.
Der Datenbestand wurde nach der Art des Hauseigentums gegliedert. Die mit Abstand häufigste Art sind Personen, die im Haus selbst wohnen (1301 Häuser - 67.1 %) sowie Personen, die außerhalb wohnen (331 Häuser - 17.1 %). Alle anderen Arten sind minimal.
1925 trat neu als Eigentümerin die Gemeinnützigen Baugenossenschaft mit 35 Häuser (2.4 %) auf. Ihr Anteil hat 1939 nochmals zugenommen auf 79 Häuser (4.1 % )

Eigentümer Anzahl Häuser Anteil 1925 1914
Person, im Haus wohnend 1301 67.1 % 74.9 % 71.2 %
Person, nicht ... 331 17.1 % 13.6 % 20.1 %
Gewerbebetrieb 66 3.3 % 3.4 % 2.2 %
Stadt Durlach 100 5.2 % 3.2 % 2.4 %
Staat (Baden) 21 1.1 % 1.5 % 2.1 %
Kirche 13 0.7 % 0.4 % 0.3 %
Genossenschaft 79 4.1 % 2.4 % ---
sonstige 25 1.3 % 0.6 % 1.8 %
Anzahl Häuser   1938 1449 1031

Handel- und Gewerbe

Hier werden auch die Nennungen aus Teil II des Adressbuches (Rechtsanwälte, Ärzte, Apotheken, Hebammen) mit betrachtet.

Es wurden insgesamt 1206 Nennungen erfasst, und zwar 1064 in Durlach ohne Aue, 141 in Aue sowie das Hofgut Hohenwettersbach. Es erfolgt eine Sortierung nach der Art des Gewerbes (Abdeckereien, Alkoholfreie Gertränke, ... , Zündholzmaschinen).
Es werden 246 Gewerbearten genannt.

Unter "Betrieb" soll verstanden werden : ein Handwerksbetrieb, ein Laden, eine Gastwirtschaft, eine Arztpraxis etc mit einer Adresse.
Zu den 1206 Nennungen gehören 947 Betriebe. Die meisten (849) Betriebe werden nur einmal genannt; 102 Betriebe haben 2 Nennungen, 33 Betriebe 3 Nennungen, 11 Betriebe 4 und 2 Betriebe 5 Nennungen.

Die Anzahl Nennungen pro Gewerbeart ist sehr unterschiedlich:
Lebensmittel (72), Gartenbaubetriebe (58), Gastwirtschaften (53), Bäcker und Backwaren (34), Schuhmacher (34), Herrenschneider (31), Friseure (28), Damenschneider (26), Maler und Tüncher (24).

Untergliederung in Sektoren

Die Einordnung der Betriebe in Sektoren ermöglicht eine Übersicht über die Wirtschaftsstruktur.
In der folgenden Tabelle wird auf der Grundlage der Anzahl Nennungen pro Gewerbeart (und deren Zuordnung zu einem Sektor) die entsprechende Häufigkeitsstatistik angegeben.

Sektor 1914   1925   1939   Entwicklung
[1] Landwirtschaft 26 3.5 % 49 5.0 % 95 7.9 % deutliche Zunahme
[2] Handwerk 228 30.7 % 214 21.9 % 339 28.1 % wechselnd
[3] Handel 107 14.4 % 271 27.7 % 280 23.2 % wechselnd
[4] Dienstleistung 101 13.6 % 109 11.1 % 162 13.4 % gleichbleibend
[5] Nahrungsmittel 162 21.8 % 205 21.0 % 205 17.0 % Abnahme
[6] Gastwirtschaften 53 7.1 % 46 4.7 % 53 4.4 % Abnahme
[7] Gesundheit 28 3.8 % 46 4.7 % 47 3.9 % Zunahme
[8] Brauerei 3 0.4 % 1 0.1 % 1 0.1 %  
[9] Fabrikation 35 4.7 % 37 3.8 % 24 2.0 % Abnahme

Im Sektor Landwirtschaft dominiert deutlich mit 56 der 95 Nennungen die Gewerbeart "Gartenbaubetriebe".

Einzelinformationen mit dem Vergleich 1914 - 1925 - 1939


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letzte Bearbeitung am 18.08.2014 | Klaus Horn