Historische Räume - GIS-Einsatz - Geschichte

Historische Räume

GIS-Einsatz für historische Analysen


Christina Müller
Karlsruhe im 18. Jahrhundert

III. Schichtung

Seite 91

Methode und Qellen

Wie die Demographie bietet die Schichtungstheorie eine Methode an, mit der sich innere Strukturen einer Gesellschaft aufzeigen lassen. Eine Grundannahme des schichtungstheoretischen Ansatzes ist die Prämisse, dass soziale Strukturen stets "Ungleichstrukturen" sind, weshalb sich die Analyse nicht auf die Gliederung eines Gesellschaftssystems, etwa nach Berufen, beschränkt. Das Interesse zielt vielmehr - wie der aus der Geologie übernommene Begriff "Schichtung" bereits nahelegt - auf das Erkennen des "Darüber" und des "Darunter", als Ergebnis steht immer ein wertzuweisender, positionierender Akt. Die Aufgabe einer Schichtungsanalyse ist folglich, den hierarchischen Aufbau einer Gesellschaft zu beschreiben und dabei soziale Gegensätze offenzulegen, die mit Max Weber auch als Herrschaftsverhältnisse begriffen werden können.
Ein zweites, daran anschließendes Erkenntnisinteresse liegt in der Beobachtung des Schichtungsaufbaus im zeitlichen Verlauf. Veränderungen im Schichtungsaufbau können auf sozialen Wandel verweisen. Andererseits läßt sich über die Analyse der Wahrnehmungsprozesse auf die Reproduktionschancen eines Schicht zurückschließen und damit über die Schicht selbst etwas aussagen. Schließlich wird man imstande sein, die Prozesse des sozialen Wandels systemtheoretisch zu formulieren.

Die Aufstellung eines Schichtungsaufbaus sollte allerdings nur ein erkenntnisleitendes Modell, nie jedoch erschöpfendes Ziel der Schichtungsanylse sein. Der Aufbau selbst bleibt immer abhängig von der gewählten Fragestellung und den entsprechend gewählten sozialen Merkmalen, nach welchen die Schichtung vorgenommen wurde. Damit kann der Schichtungsaufbau nicht viel mehr beanspruchen als ein Ausschnitt der historischen Wirklichkeit zu sein.

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Schichtungsschema

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Berufsgliederung Karlruhe (Haushalte)

Schicht 1745 1796
Hohe Beamte/Adel 5.4 % 10.3 %
Händler/Wirte 22.5 % 13.3 %
Mittlere Beamte/Hofbedienstete 10.6 % 32.3 %
Handwerker 51.1 % 33.2 %
Taglöhner/Knechte 10.1 % 10.9 %
  100 % 100 %


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letzte Bearbeitung am 12.03.2014 | Klaus Horn